zu nichts zerfallen
"Ich hab ihn vor etwas über einem Jahr kennengelernt. Ich war erst neu hierhergezogen. Ich bin nicht schlau, oder geschickt. Ich brauchte das einfache Geld. Er hatte immer, ausnahmslos mit 2 20er Scheinen bezahlt; selbst nachdem ich nach einem halben Jahr unserer Treffen den Preis auf 35 runterschraubte. Wir trafen uns wöchentlich. Manchmal öfters. Soweit ich weiß, hatte er auch keine andere in dieser Zeit...
Gesprächspartner gesucht
Es war riesiger als ich es mir vorgestellt habe. Zehn Minuten bin ich vom Eingangstor gelaufen bis ich die Eingangstür des Hauses erreicht habe. Lukas, der Oberbutler, hat mich dort empfangen. Er ist—was wir Pensionäre noch einen jungen Mann nennen: Er ist in seinen 40igern, aber sein glatt gekämmtes schwarzes Haar ist noch nicht ergraut. „Kommen Sie mit mir, Professor Weinwort“, waren seine ersten Worte nach einem formellen „Guten Tag“. Lukas geleitete mich schnurstracks durch die Eingangshalle. An den Wänden hingen allerlei Gemälde, bevorzugt Abstrakte. Was hätte ich nicht gegeben eine Tour mit einem meiner früheren Semesterlehrgänge hier entlang zu machen. Originale schmückten die weißen Wände dieses Hauses, die in der Summe wohl selbst den Preis des Hauses um das doppele übersteigen würden...
Auf der Suche nach meinem Herzen
Er schaute in den Spiegel und erinnerte sich an die Worte, die er vor 10 Jahren zum Himmel sprach: „Meine liebste Serza, ich fühle mich so müde, so müde, dass ich beim nächsten Schlaf nicht mehr wieder aufstehen möchte. Ich glaube, ich habe letzten Endes doch verstanden wie du dich fühlst.“ Er strich sich über seinen Adamsapfel, wo damals das Seil eng auflag. Seine Finger glitten seinen frei rasierten Hals herab zu seiner Brust. Seit 10 Jahren war dort ein Loch, wo sein Herz gewesen war. Er sah das Weiß seiner Rippenknochen und Teile seiner Lungen; die roten Organe bewegten sich mit seinem Atem, aber sie verließen nie die magische Barriere des Lochs...
Himmelblume
»Eines Nachts blickten wir zum Himmel rauf,
als der Mond tot war und die Wolken auch.
›Zwischen den Sternen‹, sagte zu ihr ich,
›blickt Vater hinab auf mich und dich.‹
›Von wo‹, fragte sie in die dunkle Finsternis schauend,
›hütet Mama uns?‹ Die Wahrheit zu viel für Unschuld zu tragen
belog ich mein Schwesterchen, nun erinnernd schaudernd:
›In unseren Herzen weilt sie und hört unserer jeder Klagen.‹